Heilige Stätten in umstrittenen Gegenden

Das Forschungsprojekt "Heilige Stätten in umstrittenen Gegenden" ist ein Kooperationsprojekt zwischen Dr. Nurit Stadler von der Hebräischen Universität Jerusalem und Dr. Nimrod Luz vom Western Galilee College.

Entstanden  ist unser Projekt in langjähriger fruchtbringender Zusammenarbeit  auf dem Gebiet unserer gemeinsamen Forschungsinteressen an  religiösen Phenomen, an der Herausbildung von "heiligen Landschaften" und Entwicklungen an heiligen Staetten in Gesellschaften unserer Zeit .

Obwohl wir aus unterschiedlichen Forschungsrichtungen kommen - Nurit Stadler aus dem  Gebiet der Religionsanthropologie und Nimrod Luz aus der Kulturgeographie -  ist es uns gelungen, eine neuartige Zugangsweise zu entwickeln  und mit vielfältigen Methoden über Religion und über Religiosität unserer Zeit nachzudenken und religiöse Phenome zu analysieren.

 Zu unserer Freude fanden wir, dass unsere wissenschaftliche Tätigkeit grosses Interesse bei Kollegen in Israel und weltweit fand. Und so entstand die Idee dieser Webseite, die unsere Arbeit und unsere Ergebnisse einer weiteren Öffentlichkeit zur Verfügung stellen soll. In der Hoffnung, dass sich daraus zukünftig neue Zusammenarbeiten ergeben werden, laden wir Sie ein, unsere Webseite zu erkunden, sich an uns zu wenden, Rückmeldung und Anregungen zu geben, und natürlich und vor allem, die Früchte unserer Arbeit zu geniessen.

Das Projekt konzentriert sich auf Heilige Stätten, die sich entweder noch in der Gründungsphase befinden oder eine Wiederbelebung erfahren, vor allem solche, die sich gesellschaftlich oder geographisch in der Peripherie  von Israel / Palästina befinden.

Das Ziel des Projektes ist es, religiöse, gesellschaftliche, kulturelle und politische Phenomene aufzudecken, in vergleichender Weise zu beschreiben und darauf hin zu analysieren,  wie  die Entwicklung an diesen Plätzen die verschiedenen Entwicklungen der Gesellschaft wiederspiegelt.

In userem Projekt denken wir über den Bildungsprozess neuer heiliger Stätten nach, deren “charismatische Phase”, und versuchen zu verstehen, wie diese einerseits durch die kulturelle Landschaft gestaltet werden, und wie sie andererseits die kulturelle Landschaft rückwirkend gestalten. Dieser Zugang beruht auf der Annahme, dass Orte sich immer in einem Prozess der Entstehung und Veränderung befinden. Die Analyse der Phenomene in ihren dynamischen und stürmerischen Phasen ermöglicht es, zu untersuchen, wie Glaubensinhalte gesellschaftliche Bedeutung bekommen und in der örtlichen Landschaft ihren Ausdruck finden. Dabei untersuchen wir an den Heiligen Stätten das Verhältnis unterschiedlicher Gruppierungen untereinander und innerhalb der einzelnen Gruppen, das Ringen um Bedeutung verschiedener religiöser Institutionen, im Kontext des modernen Nationalstaates.

In unserem Projekt wollen wir die unterschiedlichen Wege untersuchen und beschreiben, in denen Glaubenssysteme sich verändern und die Landschaft heiliger Stätten umgestalten.

Dabei beschäftigen wir uns mit einer Vielzahl und Vielfalt von Heiligen Stätten.

An jedem einzelnen Ort untersuchen wir mehrere Themen: die Art und Weise, wie Gläubige und andere Rollenspieler den Ort  gestalten und umgestalten, die Art und Weise, wie  Glaubensinhalte neu definiert werden, die Politik der sich verändernden religiösen Landschaft, und die besonderen Bedeutungen, die verschiedene religiöse Gruppen ein und  derselben Heiligen Stätte geben.

Die Methoden, die wir verwenden, sind vielfältig: Tiefeninterviews mit Besuchern der Heiligen Stätten, mit den Leitern dieser Orte oder  deren Gründungsväter, sowie die Untersuchung verschiedener Texte wie Zeitungsausschnitte, religiöse Hinterlassenschaften,  offizielle Dokumente, die diese Orte betreffen. Ausserdem verwenden wir die Methode der teilnehmende Beobachtung im Alltag und zu besonderen Anlässen.  Daneben analysieren wir Bilder und Videoaufnahmen, die an diesen Orten aufgenommen wurden, sowie Landkarten.

Im Rahmen unseres Projektes entwickeln wir eine vergleichende Methodik und einen theoretischen Rahmen für das Studium von jüdischen, muslimischen und christlichen Wallfahrtsstätten in ihren räumlichen Bezug.

Dabei wollen  wir auf 4 wissenschaftlichen Gebieten der Soziologie, der Geographie und der Anthropologie unseren Beitrag leisten.

1. Die religiöse Wiederbelebung:

In den letzten Jahrzehnten haben sich neue Formen von Spiritualität entwickelt, charismatische und synkretistische Gruppierungen, sowie neue Auslegungen der Heiligen Schriften.

 

2. Vergleichende Religionsforschung:

Anknüpfend an vorhandene Forschungsergebnisse wollen wir die vergleichbaren Elemente bei der Herausbildung Heiliger  Stätten der unterschiedlichen Religionen als Teil des sozio-politischen Lebens in  Israel  beschreiben.

 

3. Das Konfliktelement Heiliger Stätten:

Anknüpfend an die sich entwickelnde Forschungsrichtung der Geographie und der Anthropologie, die sich mit heiligen Stätten befassen, wollen wir solche Elemente religiösen Eifers und Konflikte innerhalb und zwischen den verschiedenen Glaubensgruppierungen aufzeigen. Ebenso wollen wir beschreiben, wie diese Konflikte sich in den Glaubensinhalten und Praktiken wiederspiegeln und diese verändern.

4. Nachdenken über die religiöse Landschaft:

Wir wollen zu einem theoretischen Verständnis des Charakters “Heiliger Landschaften” als sozio-politische Räume beitragen. Ausserdem wollen wir einen Beitrag leisten zu der gegenwärtigen Diskussion um die Auswirkungen dieser neu wachsenden Orte auf die verschiedenen Teile der israelischen Gesellschaft .

Unsere Forschung kombiniert Theorien verschiedener Disziplinen: Geographie, Anthropologie, Geschichte und Religionswissenschaft.

 

Das zentrale Ziel unseres Projektes ist es, Wissenschaftlern und der interessierten  Öffentlichkeit es zu ermöglichen, Zugang zu finden zu den Entwicklungen und verschiedenen Bedeutungen der erforschten Orte, und zu Konflikten um Bedeutungsgebung und Auslegung innerhalb und zwischen den verschiedenen Glaubensgruppierungen.